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Wie läuft eine klinische Studie ab?

Klinische Studien sind Studien, die an menschlichen Patienten durchgeführt werden, um zu untersuchen, ob eine Therapie sicher und wirksam ist. Die ersten Studien konzentrieren sich auf die Sicherheit. Wenn sich die Therapie als sicher erweist, werden mehr Teilnehmer*innen für weitere Studien rekrutiert. Die Forscher*innen beginnen damit, die Wirksamkeit der Therapie zu untersuchen, zusammen mit spezifischeren Fragen zur Dosierung, Wirkungsdauer und zu den Nebenwirkungen zu untersuchen. Die Forscher*innen sind verpflichtet, die zuständigen Aufsichtsbehörden über ihre Ergebnisse und alle unvorhergesehenen unerwünschten Ereignisse zu informieren.

Ethische Überprüfung

Studien mit Versuchstieren oder menschlichen Teilnehmern bedürfen einer ethischen Genehmigung, bevor sie beginnen können. In Abhängigkeit von den örtlichen Vorschriften kann der Ethikausschuss mit der Einrichtung, die die Forschung durchführt (beispielsweise eine Universität oder ein Krankenhaus), oder mit einem nationalen Gesundheitsdienst verbunden sein. Einige Studien können von mehr als einem Ausschuss ethisch geprüft werden – wenn beispielsweise Patienten für eine Studie über einen nationalen Gesundheitsdienst rekrutiert werden, muss sowohl der Ethikausschuss der jeweiligen Einrichtung als auch der Ethikausschuss des nationalen Gesundheitsdienstes zustimmen.

Prüfgremien setzen sich üblicherweise aus Freiwilligen zusammen und umfassen in der Regel sowohl Experten als auch Laien, darunter auch Fachleute wie Pharmazeuten und Statistiker. Ihre Aufgabe ist es, sicherzustellen, dass eine Studie so konzipiert ist, dass wertvolle, aussagekräftige Daten mit einem Minimum an Belastung, Beschwerden und Unannehmlichkeiten für die Teilnehmer gewonnen werden können, und dass alles, was von den Teilnehmern verlangt wird, sowohl angemessen als auch gerechtfertigt ist.

Bei Studien, an denen lebende Probanden beteiligt sind, hat das Prüfgremium die Möglichkeit, den Forschern persönlich Fragen zu stellen. Es kann die Genehmigung verweigern, bis bestimmte Änderungen am Prüfplan oder an den für die Patienten bestimmten Unterlagen, wie beispielsweise den Einwilligungsformularen, vorgenommen wurden.

Präklinische Forschung

Die Entwicklung neuartiger Therapien beginnt im Labor – in der präklinischen Phase der Forschung. Zell- und Gewebemodelle werden verwendet, um ein erstes Verständnis für die Wirkung einer Therapie zu gewinnen.

Einfache Modelle können aus einer einzigen Zellart bestehen. Sie werden in der Regel in den frühesten Stadien der Studie eingesetzt, um zu bestätigen, dass menschliche Zellen diese Therapie vertragen. Sie ermöglichen es den Forschern auch, die Zielzellen in einer kontrollierten, vereinfachten Umgebung zu untersuchen. Indem sie spätere, komplexe Modelle mit diesen einfachen Modellen vergleichen, können die Forscher beurteilen, welche Faktoren die Wirkung der Therapie verändern könnten.

Zur Beantwortung komplexerer Fragen können die Forscher komplexere Modelle verwenden. Diese Modelle können mehrere Zelltypen enthalten. Sie sind oft so konzipiert, dass sie die physikalischen und chemischen Eigenschaften eines Gewebes besser widerspiegeln als einfache Modelle. Forscher können diese Modelle verwenden, um zu untersuchen, wie sich eine Therapie auf ein Zielgewebe, auf umliegendes Gewebe oder auf Organe auswirkt. Diese Studien werden ‚in vitro‘ (‚im Glas‘, da die frühen Laborgeräte für die Zellkultur hauptsächlich aus Glas hergestellt wurden) durchgeführt. In-vitro-Studien ermöglichen es den Forschern, die Behandlung zu verfeinern, bevor sie ein lebendes Subjekt dieser Behandlung aussetzen. Unser Abschnitt Methoden und Hilfsmittel enthält weitere Informationen darüber, wie Wissenschaftler im Labor ‚Modelle‘ von menschlichem Gewebe erstellen können.

Wenn die Ergebnisse von In-vitro-Studien vielversprechend sind, wird die nächste Stufe der Forschung an Tiermodellen durchgeführt. Durch die Untersuchung einer Behandlung in vivo (‚in einem lebenden Körper‘) können die Forscher ein Verständnis dafür gewinnen, wie der gesamte Körper auf eine Behandlung reagiert. Im Gegensatz zu in vitro durchgeführten Studien können bei diesen Untersuchungen die nachgeschalteten Wirkungen und die Auswirkungen einer Therapie auf Nicht-Zielbereiche des Körpers überwacht werden. Die Therapie bzw. der Verabreichungsmechanismus kann entsprechend verfeinert werden. Je nach Krankheit oder Organsystem, die bzw. das von Interesse ist, kann eine Therapie in verschiedenen Tiermodellen getestet werden.

Präklinische Studien dauern in der Regel zwischen ein und fünf Jahren, der Zeitraum kann aber auch länger sein. Wenn die Forscher ein gründliches Verständnis der Sicherheit und Wirksamkeit einer Therapie in einem relevanten Tiermodell erlangt haben, kann die Untersuchung in die klinische Phase der Forschung übergehen.

Klinische Studien

Klinische Forschung wird am Menschen durchgeführt, um eine neue Therapie oder eine neue Art der Anwendung einer zugelassenen Therapie zu untersuchen. Klinische Studien sind in mehrere Phasen unterteilt, die darauf abzielen, in jeder Phase klare und genaue Antworten auf bestimmte Fragen zu erhalten. Die Zahl der Teilnehmer wird schrittweise erhöht, je mehr Informationen über die Sicherheit und Wirksamkeit einer Therapie gewonnen werden. Die Forscher müssen die Genehmigung einer Ethikkommission oder eines ethischen Prüfungsausschusses einholen, um eine neue Phase der Studie beginnen zu können. Eine typische klinische Studie dauert insgesamt sechs bis sieben Jahre.

Zu jeder Phase der Studie gehört eine ‚Kontrollgruppe‘. Die Mitglieder dieser Kontrollgruppe erhalten nicht die untersuchte Therapie. Stattdessen erhalten sie entweder die bestehende Standardtherapie, sofern eine solche existiert, oder eine Placebobehandlung. Die Kontrollgruppe sollte die gleichen Erfahrungen machen wie die Gruppe, die die Therapie erhält (die ‚Behandlungsgruppe‘), sodass sie nicht wissen, zu welcher Gruppe sie gehören; So können sie beispielsweise Zuckerpillen erhalten oder eine Injektion mit einem nichttherapeutischen Mittel.

Die von der Kontrollgruppe gesammelten Daten dienen als ‚Basislinie‘ oder Referenzpunkt. Wenn ein Unterschied zwischen der Kontrollgruppe und der Behandlungsgruppe festgestellt wird, können die Forscher dies auf die Wirkung der Prüftherapie zurückführen. Sind die Ergebnisse in beiden Gruppen ähnlich, deutet dies darauf hin, dass die Wirkung durch den Placeboeffekt (d. h. die positive Wirkung auf die Symptome aufgrund der Überzeugung, dass man eine medizinische Behandlung erhält) und nicht durch die Prüftherapie verursacht wird.

Wenn möglich, wird den Teilnehmern nicht mitgeteilt, ob sie die Prüftherapie oder das Placebo bzw. die Standardtherapie erhalten. Dies wird als Blindstudie bezeichnet und soll verhindern, dass sich unbewusste Erwartungen auf die Ergebnisse auswirken. Bei einer Doppelblindstudie wissen weder die Teilnehmer noch die Forscher, die die Therapie durchführen und die Daten erheben, welche Behandlung eine Person erhält, während die Studie läuft.

Phase 0: In einigen Fällen werden neue experimentelle Behandlungen an einer sehr kleinen Anzahl gesunder Freiwilliger getestet, bevor die Phase 1 offiziell beginnt. Ziel dieser Phase ist es, festzustellen, ob die Therapie beim Menschen Wirkungen zeigt, die aufgrund der Ergebnisse von Tierversuchen nicht vorhergesagt wurden, um unvorhergesehene unerwünschte Ereignisse auszuschließen. Diese Phase wird auch als ‚Pre-Stage 1‘-, ‚Proof-of-Concept‘- oder ‚First-in-Human‘-Studie bezeichnet.

Phase 1

Phase-1-Studien haben in der Regel weniger als fünfzig Teilnehmer, und je nach Art der Studie oder der Seltenheit der betreffenden Erkrankung können es auch weniger als zehn sein. Die Teilnehmer können gesunde Freiwillige oder Patienten sein. Den verschiedenen Patientengruppen wird die Therapie in unterschiedlichen Dosen oder Konzentrationen verabreicht.

Ziel dieser Phase ist es, die Sicherheit verschiedener Dosierungen zu bewerten, die Geschwindigkeit zu verstehen, mit der sie auf den Körper wirken, und zu bestimmen, wie schnell sie verstoffwechselt werden. In dieser Phase werden die Forscher die minimale wirksame Dosis (die niedrigste Menge, die verabreicht werden muss, um eine therapeutische Wirkung zu erzielen) und die maximale Dosis (die Dosis, bei deren Überschreitung keine Veränderung der Wirkung eintritt oder bei der die Therapie unsicher oder unverträglich wird) bestimmen.

Phase 2

Phase 2 wird an einer größeren Patientenkohorte – in der Regel zwischen achtzig und hundert – durchgeführt. Die Forscher bewerten die Wirkung der Therapie auf die Symptome und Anzeichen der Erkrankung. In dieser Phase können auch die Auswirkungen unterschiedlicher Dosierungen auf die Symptome der Erkrankung bewertet werden.

In dieser Phase soll festgestellt werden, ob diese Therapie die Symptome der Patienten kurzfristig (innerhalb weniger Monate und nicht über einen längeren Zeitraum) verbessert.

Auch die Verträglichkeit der Therapie und die Auswirkungen auf die Lebensqualität der Patienten werden in dieser Phase bewertet. Neben der Durchführung medizinischer Tests und der Bewertung der gesundheitlichen Ergebnisse können die Forscher auch Patientenbefragungen durchführen, um sie nach ihren persönlichen Erfahrungen mit der Therapie zu befragen. Dies ermöglicht es ihnen, das Protokoll zu verfeinern und für künftige Teilnehmer angemessene Erwartungen in Bezug auf mögliche Vorteile, Nebenwirkungen oder Unannehmlichkeiten der Teilnahme festzulegen.

Phase 3

In Phase 3 wird die neue Therapie einer größeren Gruppe von Patienten verabreicht, die von einigen Hundert bis zu einigen Tausend reicht.

Die neue Therapie wird einer größeren Gruppe von Patienten verabreicht, deren Zahl in die Tausende geht. Ziel ist es, die neue Therapie mit einer bestehenden Behandlung zu vergleichen (oder, falls es keine gibt, mit einem Placebo), um festzustellen, ob sie wirksamer ist als die Standardbehandlung und ob es wichtige Nebenwirkungen gibt.

Phase 4

Phase 4 wird durchgeführt, nachdem die Therapie zugelassen wurde und verschreibungsfähig ist. Sie ist nicht für alle Therapien erforderlich.

In Phase 4 sammeln die Forscher weiterhin Daten über die Therapie von Patienten, denen sie im Rahmen ihrer Routineversorgung verschrieben worden ist. Ziel ist es, die langfristigen Auswirkungen der Therapie zu bewerten, einschließlich der Dauer der positiven Wirkungen und der Frage, ob längerfristig irgendwelche unerwünschten Wirkungen auftreten.

Ein angemessener Zeitrahmen für die fortlaufende Datenerhebung wird in der Regel mit einer Forschungsethikkommission erörtert und von dieser genehmigt.

Laufende klinische Studien

Die Forscher untersuchen derzeit eine Reihe neuartiger Gen- und Zelltherapien, sowohl im Labor als auch in klinischen Studien. Weitere Informationen über die Forschung zu bestimmten Krankheiten oder Geweben finden Sie in unseren krankheitsspezifischen Factsheets.

Warum wurde mir eine nicht zugelassene Therapie oder eine Prüftherapie angeboten?

Klinische Studien werden durchgeführt, um ganz bestimmte Forschungsfragen zu beantworten. Das bedeutet, dass eine Therapie, die den Prozess der klinischen Studien durchläuft, nur für diese speziellen Fälle zugelassen wird. Es gibt eine Reihe legitimer Gründe, warum einem Patienten ein Produkt angeboten wird, das noch nicht für die Behandlung seiner Erkrankung zugelassen ist.

Untersuchung der Auswirkungen einer zugelassenen Therapie bei einer neuen Patientengruppe.

Einige klinische Studien müssen möglicherweise in verschiedenen Untergruppen wiederholt werden, um zu bestätigen, dass sie sicher und wirksam sind. So ist beispielsweise eine für ältere Erwachsene zugelassene Therapie nicht automatisch für die Anwendung bei Kindern validiert. Klinische Studien können iterativ durchgeführt werden, um komplexere Patientenprofile zu berücksichtigen und die Sicherheit und Wirksamkeit der Behandlung bei Patienten mit verschiedenen Gesundheitsproblemen zu bewerten.

Neuartige Verabreichungsmechanismen für zugelassene Therapien.

Bei der Erforschung neuer Methoden zur Verabreichung einer Therapie muss der Prozess der klinischen Studie wiederholt werden. Damit soll bestätigt werden, dass die Wirkungen und ihre Dauer mit der validierten Methode vergleichbar sind, und es sollen Art und Häufigkeit der mit der neuen Methode verbundenen Nebenwirkungen ermittelt werden.

Untersuchung der Frage, ob eine für eine bestimmte Krankheit zugelassene Therapie auch zur Behandlung einer anderen Erkrankung eingesetzt werden kann.

Eine Therapie kann für die Behandlung einer anderen Erkrankung neu eingesetzt werden. Dies kann der Fall sein, weil die beiden Erkrankungen ähnliche Symptome aufweisen oder ähnliche Wirkmechanismen haben. Es kann auch daran liegen, dass eine Sekundärwirkung der Therapie in einem anderen Zusammenhang von Nutzen sein könnte.

Wenn eine klinisch validierte Therapie für einen neuartigen Zweck untersucht wird, kann den Forschern die Erlaubnis erteilt werden, Phase 1 der klinischen Studien auszulassen, da das Sicherheitsprofil bereits feststeht.

 

‚Ungeprüfte‘ und ‚nicht zugelassene‘ Therapien

Leider nutzen einige Organisationen die Zweideutigkeit der Begriffe ‚ungeprüfte‘ Therapie oder ‚Prüfbehandlungen‘ aus und bieten Patienten Therapien an, für die es keine wissenschaftlichen Beweise gibt. Als ‚in Prüfung befindliche Therapien‘ werden Therapien bezeichnet, die noch keine Marktzulassung erhalten haben und derzeit klinische Studien mit dem Ziel der Zulassung absolvieren. Der Begriff ‚ungeprüfte Therapien‘ ist weiter gefasst und umfasst alle Therapien, für die keine Marktzulassung erteilt wurde.

‚Nicht zugelassene Therapien‘ sind Therapien, die nicht das formale Verfahren des Peer-Review durchlaufen haben oder nicht den Anforderungen der Regulierungsbehörde entsprechen. Für diese Therapien gilt nicht dieselbe regulatorische und ethische Aufsicht wie für in Prüfung befindliche Therapien. Ausführlichere Informationen über die Risiken von nicht zugelassenen Therapien finden Sie hier.

Sonstige Quellen

Seite des EuroGCT – Fragen, die Sie Ihrem Gesundheitsdienstleister stellen sollten

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